7.7+ Führung bei 1.1- und 1.1.+ Verhalten
Der Verhaltensstil 7.7+ steht für eine idealtypische Führungskraft, die in den drei Dimensionen Leistung, Mensch und Werte eine hohe Ausprägung hat und diese in der Praxis umsetzt. Trifft sie auf einen Mitarbeiter mit 1.1- Orientierung, könnte der Unterschied nicht krasser sein.
Eine Führungskraft mit 7.7+ ist in der Lage, beste Ergebnisse im Sinne des gesamten Unternehmens zu erreichen - unter anderem durch das Schaffen von Werten geprägten Arbeitsumfeldes und die konsequente Einbeziehung der Mitarbeiter. Ein hoher Grad an Vertrauen, Offenheit, Einbeziehung und soziale Verantwortung stehen hier im Vordergrund.
Bei einem Mitarbeiter mit 1.1.- Orientierung wird der Unterschied zu 7.7+ mehr als deutlich. 1.1- orientierte Mitarbeiter tragen nichts bei, sie sitzen aus. Sie haben innerlich gekündigt und wollen nicht auffallen. 1.1.+ verhält sich ähnlich, hat aber nicht innerlich gekündigt, sondern traut sich nichts zu, bleibt deswegen eher inaktiv und versteckt sich. 1.1+ zweifelt an sich selbst.
Die Führungskraft 7.7+ geht von klaren Prämissen aus, die vom "gesunden Menschenverstand" geprägt sind. Bezogen auf die drei genannten Dimensionen heißt das, dass die Organisation dafür gegründet wurde, Leistung zu erbringen, etwas herzustellen, etwas zu verkaufen oder eine Dienstleistung anzubieten. Diese Leistung wird von den Mitarbeitern des Unternehmens erbracht - mit einer Grundhaltung von Freude an der Arbeit, des Stolzes auf das Ergebnis, zu dem man selbst beigetragen hat, und der Motivation, die daraus erwächst.
Soweit die Theorie. Die Praxis ist leider meistens anders, weil nicht nur das Unternehmen mit seiner Kultur und die Führungskräfte mit ihrer 7.7+ Einstellung Einfluss auf die Belegschaft haben. Vielmehr wirken auch starke Einflüsse von außen auf die Menschen, wie beispielsweise "Reduzierte Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich", "Bedingungsloses Grundeinkommen", "Work-Life-Balance", um nur einige aktuelle Einflüsse zu nennen.
Hier beginnt die Verantwortung der Führungskraft für ein verändertes Verhalten. Es muss ein Umfeld geschaffen werden, in dem durch Beteiligung und selbstverantwortliches Handeln die Erkenntnis wächst, dass Leistungserbringung Freude weckt - ein Prinzip, das im Sport völlig normal ist.
Gegenüber 1.1- Mitarbeitern bedeutet das konkret:
Dieser Mitarbeiter wird nicht mehr "in Ruhe" gelassen. Eine enge Führung und Gespräche über Performance und Ergebnis der gestellten Aufgaben sind erforderlich. Im Fokus steht die Ursachenforschung: Warum verhält sich die Person 1.1- und wie ist die Erwartungshaltung des Unternehmens? So können Maßnahmen identifiziert werden, die den Mitarbeiter aus der "1.1- Ecke" holen. Sind diese Schritte über einige Wochen nicht erfolgreich, sollten vorher gemeinsam definierte Konsequenzen folgen.
1.1- Mitarbeiter schaden dem Unternehmen, wenn sie einfach mitgezogen werden. Die Kollegen und Kolleginnen erkennen dieses Verhalten oft schneller als die Führungskräfte. Sie sagen aber häufig nichts und haben das schlechte Gefühl, dass sie deren Arbeit mitmachen müssen. Das führt wiederum zur Demotivation.
Mitarbeiter, die sich 1.1+ verhalten, benötigen die gleiche Aufmerksamkeit und Zuwendung. Dabei hat aber der Ansatz des "Ich traue mir das nicht zu" eine größere Chance auf Veränderung. Auch hier geht es darum, kleinere konkrete Aufgaben zu übertragen, die selbstständig zu erledigen sind. Die Führungskraft muss ebenfalls "dranbleiben", über die Ergebnisse sprechen und konstruktiv Kritik üben. Bei 1.1+ liegt die Betonung jedoch auf dem Aufbauenden. Es geht darum, Selbstvertrauen zu stärken, Fähigkeiten und Kompetenzen erkennbar zu machen und so zu der Erkenntnis zu kommen: "Ich hätte nie gedacht, dass ich das kann." Dieses veränderte Verhalten wird im Kollegenkreis bemerkt und trägt insgesamt zu höherer Motivation bei. Man spricht von "unserer gesunden Unternehmenskultur".
Die Veränderung bei Mitarbeitern mit 1.1 Verhalten wird nicht durch jährliche Mitarbeitergespräche erfolgreich sein, sondern nur durch das tägliche Bemühen der Führungskraft, Mitarbeiter einzubeziehen, über die Performance zu sprechen, Unterstützung anzubieten und erreichte Erfolge zu würdigen.
Die positiven Werte im Unternehmen wie Vertrauen, Transparenz, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit sind Grundlage für selbstverantwortliches Handeln, für Beteiligung an den Prozessen und für eine gesunde Leistungsorientierung. Der Mensch ist von Natur aus bestrebt, Leistung zu erbringen und kann sich in einem solchen Umfeld selbst motivieren.
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